Warum ich dieses Buch schreibe?
Konfuzius sagt: Selbst der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Ich musste mich überwinden, mit diesem Buch anzufangen. Erstens, weil ich eigentlich keine Lust hatte, mich mit allem auseinanderzusetzen, und zum anderen, weil ich Bammel vor der riesigen Arbeit mit diesem Buch hatte. Erst auf Drängen meiner Frau konnte ich dieses Buch in Angriff nehmen und hoffe, dass es euch hilft.
Es war ein schwerer Weg und ein schleichender Prozess, der einen unmerklich zu etwas anderem werden lässt, und das muss nicht unbedingt etwas Gutes sein. Wenn ihr euch so fühlt, wie ich es in diesem Buch beschreibe, verhaltet ihr euch ebenso oder lernt aus meinen Fehlern und macht es besser.
Nur wegen ein paar verdammter Hormone alles zu verlieren, ist es nicht wert. Also, Jungs, lest weiter und achtet auf euch. Wer dieses Buch gekauft oder geschenkt bekommen hat, dem geht oder ging es wohl genau wie mir: Midlife-Krise oder Wechseljahre. Noch bevor wir mit 50 Jahren zum Urologen gehen, haben wir schon viel erlebt.
Wir rasten wegen jeder Kleinigkeit aus, fühlen uns krank, denken, wir haben Fieber, weil wir das Gefühl haben, zu verbrennen, und dann ist plötzlich wieder alles gut. Man kann nicht mehr schlafen, ist ständig unruhig, hat ständig Gedankenblitze und kommt nicht mehr ins Gleichgewicht. Diese Achterbahnfahrt ist anstrengend, zermürbend und hat auch mich an meine Grenzen gebracht.
In diesen Jahren verändert sich das Leben. Um einen Einblick in die Wechseljahre eines Mannes zu geben und was ich so alles durchgemacht habe, erzähle ich dir meine Geschichte: meine Todesangst, Manneskraft bis zum Totalverlust meiner Ehe. Nie hätte ich gedacht, dass es auch uns Männer trifft.
Es gibt viele Bücher über die Wechseljahre einer Frau, aber keine Ratgeber für uns Männer. Dieses Thema ist bei Männern ein Tabu, und darüber zu reden, ist verpönt. Nicht einmal unter guten Freunden wird dieses Thema besprochen. Das Bild vom ständig starken und kontrollierten Mann fällt auseinander, wenn man offen zugibt, dass auch wir nicht unverwundbar sind. Ich will damit Schluss machen und dir zeigen, was ich erlebt habe und wie auch du mit diesem sensiblen Thema umgehen kannst. Siehst du, du bist nicht allein. Die Wechseljahre sind eine harte Zeit voller Veränderungen. Verdrängen unter dem Motto „Bei uns Männern gibt es das nicht“ ist keine Lösung.
Heute sehe ich das Thema Wechseljahre bei Männern mit anderen Augen. Heute frage ich mich rückblickend, was nur mit mir los war und warum ich mich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Es war Stolz, es war Ignoranz und vielleicht auch Angst vor dem Unbekannten. Man muss sich Zeit nehmen und nicht dagegen arbeiten, denn am Ende kann man sagen, dass es nur besser werden kann. Ein Leben nach den Wechseljahren gibt es. Das Leben geht weiter. Bei mir wurde es mit einer neuen Liebe zu meiner Frau.
Die Wechseljahre sind ein schleichender Prozess, den ich nicht bemerkt habe. Bei mir begann es mit 49, ich wurde unausgeglichen, launisch, aufbrausend, impulsiv. Sexuelle Unlust und Verlust von Fitness waren die Folge. Ich, der immer sportlich war und auf meinen Körper geachtet hat, sah plötzlich die Muskeln weichen und die Energie schwinden. Die Männer, die sich zu cool für diese Themen halten, möchte ich warnen: Dieser Wandel holt jeden ein.
Ständig gab es Streit und Auseinandersetzungen mit meinen Kunden. Ich war 30 Jahre selbstständig als Webdesigner und Fotograf. Jeder, der mir auch nur ein wenig auf den Sack ging, bekam meine Aggressionen zu spüren. Oft gipfelte eine Auseinandersetzung in purem Hass und endete beim Rechtsanwalt. Ich wollte mir nicht an den Karren fahren lassen, weder privat noch im Job. Ein sanfterer Weg kam mir nie in den Sinn. Der Krieger in mir zog das Breitschwert und haute anderen, metaphorisch gesprochen, in den Schädel. Meine Frau bekam die Aggressionen an solchen Tagen voll zu spüren, und ich ließ meine Wut an ihr aus. Kurzum, ich war ein Vollarsch.
Für vernünftige Argumente war ich nicht mehr zugänglich, obwohl meine Frau mir oft nur helfen wollte und mit ihrer lieben Art mich nur beschützen wollte. Hätte ich ihren Rat beherzigt, wäre mir Geld für Anwälte und Gerichte, sowie verärgerte Kunden und Freunde erspart geblieben. Aber der Vollarsch war der Allergrößte, und alle anderen nur Maden. Aber das habe ich so alles nicht reflektiert.
Herumgejammer ist etwas für Weicheier, sagte ich mir. Mich holten immer öfter negative Gedanken ein. Es kochten sogar Dinge aus meiner Schulzeit und Jugend hoch, Leute, die mich geärgert oder ungerecht behandelt hatten. Ich hasste sie alle. Depressionen, Schlafmangel und Wut plagten mich. Im nächsten Augenblick war ich wieder super drauf. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Es musste sich etwas grundlegend ändern. Ich wollte das in der Jugend Verlorene wiederhaben und all die Dinge erleben, die ich auf der Liste stehen hatte, bevor der Deckel zugeht. Also traf ich eine Entscheidung.
Die Wechseljahre sind ein schleichender, unmerklich verlaufender Prozess, der mich im Denken und Handeln umgeworfen hat. Aber sie sind auch ein Wendepunkt. Ein Moment, in dem man die Chance hat, sich selbst besser zu verstehen und neu zu definieren. Ich schreibe mir mal alles von der Seele, um dir zu zeigen: Es gibt ein Danach. Und es kann ein verdammt gutes Danach sein, wenn man den ersten Schritt wagt.
Meep-Meep-Meep -der Roadrunner-
2022 stand ein Termin beim Urologen an. Meine Frau hatte ihn vereinbart; ich sträubte mich jahrelang gegen eine Untersuchung, weil ich ein gewisses Schamgefühl hatte. Der Gedanke allein, dass mir ein anderer Mann in meinem Allerwertesten herumfummelt, ließ mir jedes Mal die Haare zu Berge stehen. Dieses Gefühl, diese tief verwurzelte Abneigung, war mehr als nur Scham – es war eine Mischung aus Stolz und einer Art unlogischem Trotz. Als ob ich, indem ich diesen Besuch vermied, die Kontrolle über meine eigene Unversehrtheit behalten könnte.
„Hast du noch alle Tassen im Schrank?“ fragte mich meine Frau, als ich ihr meine Beweggründe schilderte. Ihre Stimme war eine Mischung aus Ungeduld und Besorgnis, diese Art von Ton, die nur jemand annehmen kann, der einen wirklich liebt und sich sorgt. „Ihr Männer seid echt bekloppt. Lieber bekommt ihr Krebs?“ Da war er, der unangenehme Moment der Wahrheit. Eine Krebserkrankung wäre zweifellos der Super-GAU. Ihr Einwand brachte mich dazu, kurz innezuhalten. Der Gedanke, durch meinen Stolz mein Leben aufs Spiel zu setzen, war absurd. Also willigte ich ein, aber an dem Tag des Termins schritt ich mit schwerem Herzen in die Praxis – als ob ich ein Schlachtfeld betreten würde.
Die Praxis war modern, die Luft erfüllt vom typischen Geruch nach Desinfektionsmittel, der von einem dieser kleinen Plastikspender kam, die niemand ernst nimmt. Die Wände waren in einem beruhigenden Blau gestrichen, als sollte die Farbe meine innere Anspannung mildern. Die Untersuchung selbst war unangenehm, aber bei weitem nicht so schlimm, wie ich es mir ausgemalt hatte. Der Arzt, ein Mann mittleren Alters mit freundlichen Augen und einem unaufdringlichen Lächeln, fragte mich, wie es mir geht.
„Och, gut, alles tutti“, sagte ich, wobei ich mir Mühe gab, so locker wie möglich zu klingen. Ein schiefes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, und er erwiderte: „Da sind Sie aber der erste Mann in Ihrem Alter, der so etwas sagt.“ Es war dieser Moment, in dem ich einen Funken Humor entdeckte, den ich nicht erwartet hatte.
„Ach echt?“, fragte ich mit einem kurzen Lachen, das meine eigene Nervosität überdeckte.
„Ich bin Ihr Arzt, und wie Ihr Zahnarzt kann ich Ihnen nur helfen, wenn Sie Ihren Mund aufmachen“, sagte er trocken und mit einem Augenzwinkern. Der Satz war so unerwartet, dass ich lachen musste. Das Eis war gebrochen, und plötzlich fühlte ich mich, als könnte ich endlich reden.
Es sprudelte aus mir heraus, wie Wasser aus einem alten, rostigen Rohr, das zu lange verschlossen war. Ich redete über die letzten Monate, die Stimmungsschwankungen, das Gefühl der Unruhe, das mich quälte, und die Schatten, die sich in meiner Psyche ausgebreitet hatten. Auch über die schleichende sexuelle Unlust, die wie ein unsichtbarer Keil zwischen meine Frau und mich getrieben wurde. Der Arzt nickte verständnisvoll und stellte gezielte Fragen, die mir das Gefühl gaben, ernst genommen zu werden. Es war, als würde sich ein Gewicht von meinen Schultern heben.
Nach dieser ersten, ungewohnten Offenheit schlug er mir eine Hormonbehandlung vor. Er erklärte geduldig, dass ein Ungleichgewicht im Testosteronspiegel nicht nur körperliche, sondern auch psychische Auswirkungen haben kann. Ich stimmte einer Blutabnahme zu, die erste Hürde war genommen. Drei Wochen später saß ich wieder in seiner Praxis, diesmal mit einer gewissen Unruhe, die aus einer Mischung aus Neugier und Angst bestand.
„Ihr Testosteronspiegel liegt bei 3,0 nmol/l“, sagte er, während er das Laborblatt auf seinem Schreibtisch ausbreitete. Der Normbereich liege zwischen 12 und 35 nmol/l. Das erklärte vieles – die Müdigkeit, die ständige Gereiztheit, das Gefühl, dass mein Körper und mein Geist nicht mehr synchron liefen. Der Arzt schlug eine Testosteron-Behandlung mit dem Präparat Nebido vor und erklärte mir, wie es wirken würde und welche möglichen Nebenwirkungen auftreten könnten.
„Es liegt in Ihrer Hand“, sagte der Arzt, „aber ich glaube, Sie werden es nicht bereuen.“
Er gab mir sofort das Rezept und ich ging sofort zur Apotheke und danach mit dem Testosteron wieder in die Praxis. Der Arzt sah mich mit einem prüfenden Blick an, als hätte er Zweifel, ob ich wirklich bereit für diesen Schritt war. Er wollte den Termin verschieben, um sicherzustellen, dass wir nichts überstürzten. Doch ich ließ nicht locker, beharrte darauf, es sofort zu machen. Die Hoffnung, dass sich all meine Probleme endlich in Luft auflösen würden, war stärker als jede Vorsicht.
Gesagt, getan – die Spritze in den Allerwertesten und dann ab nach Hause. Ich war gespannt, fast aufgeregt, aber die wahre Überraschung kam erst am nächsten Morgen.
Ich wachte auf, als hätte jemand einen Hebel in meinem Kopf umgelegt. Eine ungewohnte, fast elektrische Energie durchflutete meinen Körper. Es fühlte sich an, als wäre ich aus einem langen, dunklen Schlaf erwacht. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, war: „Meep, meep, der Roadrunner ist unterwegs.“ Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, das ich seit Jahren nicht mehr so gespürt hatte. Es war mehr als nur Energie – es war pure Lebenslust, als hätte jemand die Glut in mir wieder angefacht.
Dieses Gefühl verstärkte sich in den nächsten Tagen noch weiter. Eine innere Wärme durchströmte meinen Körper, wie ein sanfter Strom, der meine Muskeln, meine Haut, meinen gesamten Organismus in Schwingung versetzte. Es war, als hätte ich in eine Steckdose gegriffen und wäre plötzlich an das Netz des Lebens angeschlossen. Das Blut pulsierte mit einer Kraft, die ich längst verloren geglaubt hatte, und es trieb mich an, endlich wieder aktiv zu werden.
Ich schnappte mir meine Sportausrüstung, die in den letzten Monaten verstaubt war, und machte mich auf den Weg ins Fitnessstudio. Dort angekommen spürte ich sofort, dass dieser Tag anders werden würde.
Die gewohnte Routine fühlte sich plötzlich leicht an, fast mühelos. Beim Bankdrücken, wo ich normalerweise mit 80 kg kämpfte, hob ich an diesem Tag ohne Mühe 110 kg. Es war, als hätte der Hulk persönlich meinen Körper übernommen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Wirkung des rezeptpflichtigen Testosterons drastisch und spürbar war.
Anders als bei meiner ersten Testo-Kur mit dem Polen-Testovor einigen Jahren, das, wie ich jetzt wusste, offensichtlich minderwertig war, war diese neue Behandlung rein und kraftvoll. Die Kraftsteigerung war nicht nur physisch, sondern auch mental zu spüren. Die Zweifel, die mich jahrelang begleitet hatten, schienen sich im Licht dieser neu entfachten Vitalität aufzulösen.
Die Nebenwirkungen waren zudem nicht so extrem wie bei dem gepanschten Polen-Testo, das ich vor Jahren ausprobiert hatte. Damals hatte ich immer wieder mit plötzlichen Schweißausbrüchen, Herzrasen und einer unkontrollierten Gereiztheit zu kämpfen. Doch diesmal war es anders. Klar, die Wirkung war stark, fast beängstigend stark, aber sie kam ohne das Gefühl, dass mein Körper gegen mich arbeitete. Es war, als hätte ich die Kontrolle zurückgewonnen – als wäre mein Körper endlich mein Verbündeter und nicht mehr mein Gegner.
Und jetzt? Jetzt ging der Punk erst richtig ab. Diese neue Energie war mehr als nur ein körperliches Phänomen. Sie war wie ein Funke, der meine Lebensgeister weckte und mich aus einer jahrelangen Lethargie riss. Alles fühlte sich intensiver, lebendiger an. Ich konnte spüren, wie sich mein Blick auf die Welt veränderte, wie der graue Schleier, der sich über meine Gedanken gelegt hatte, langsam verschwand. Ich fühlte mich wie der Mann, der ich immer sein wollte: stark, selbstbewusst, bereit, die Herausforderungen des Lebens mit erhobenem Kopf anzugehen.
Ein paar Jahre zuvor, im Jahr 2008, hatte ich bereits erste Erfahrungen mit einer Testosteron-Kur gemacht. Damals war ich es leid, mit meinen mageren 55 kg wie ein Spargeltarzan auszusehen.
Der Drang, endlich kräftig und selbstbewusst aufzutreten, war übermächtig geworden. Ich wollte nicht länger der Typ sein, der immer übersehen wurde, sondern jemand, der die Aufmerksamkeit auf sich zog, ein Mann, der im Raum auffiel und Respekt einflößte.
Der Auslöser für diese Entscheidung war ein Treffen mit einem alten Freund, den ich lange nicht mehr gesehen hatte. Als er zur Tür hereinkam, traute ich meinen Augen kaum: Wo früher ein schmaler, unscheinbarer Nerd stand, stand jetzt ein 105 kg schwerer Muskelprotz, der aussah, als hätte er direkt aus einem Comic von Miraculix‘ Zaubertrank getrunken.
Ich wollte auch so aussehen. Ich wollte mich endlich wie ein „richtiger“ Mann fühlen und nicht zuletzt bei den Damen besser ankommen.
Gesagt, getan: Mit einem Freund machte ich mich auf den Weg nach Polen, wo auf dem Polenmarkt in Slubice so gut wie alles erhältlich war. Zwischen Ständen mit Lederjacken und billigen Elektronikgeräten kaufte ich meine ersten Testosteron-Spritzen. Zurück zuhause kam dann der Moment der Wahrheit: Spritze raus, rein in den Allerwertesten. Es braucht eine gehörige Portion Überwindung, sich selbst eine Spritze zu setzen, aber das hielt mich nicht auf. Zum Glück war ich immer jemand, der mit Zahnarztbesuchen, Spritzen und Blutabnahmen keine Probleme hatte. Ich erinnere mich, wie meine Mutter sich bei Arztbesuchen darüber amüsierte, wie „cool“ ich als kleiner Knirps war, während andere Kinder schreiend wegrannten oder weinten. Ich saß ruhig auf meinem Stuhl und ließ alles über mich ergehen. Diese Gelassenheit zahlte sich jetzt aus.
Am Tag nach der ersten Injektion ging es mit neuem Elan ins Fitnessstudio. Schon auf dem Weg dorthin kochte in mir die Vorfreude. Ich war fest entschlossen, den Spieß umzudrehen und den hämischen Blicken der anderen Typen, die mich bis dahin belächelt hatten, etwas entgegenzusetzen. „Ihr Bastarde, ihr werdet noch sehen, was jetzt passiert“, dachte ich mir, während ich das Studio betrat. Es war ein inneres Mantra, das mich in den kommenden Wochen zu Höchstleistungen antrieb. Ich trainierte jeden Tag wie ein Besessener, füllte meinen Körper mit Eiweißshakes und stapelte Teller voller Fleisch und Reis. Die Tage verflossen in einem Rausch aus Schweiß, Muskelkater und dem zufriedenen Gefühl, dass sich endlich etwas veränderte.
Nach nur 30 Tagen war das Ergebnis nicht zu übersehen. Ich hatte fast 80 kg erreicht und war voller Energie. Mein Umfeld staunte nicht schlecht, und selbst meine damalige Ehefrau, die sonst eher zurückhaltend mit Komplimenten war, konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen.
Die körperliche Veränderung zog auch andere Veränderungen nach sich: Ich fühlte mich voller Leben, hatte Selbstbewusstsein wie nie zuvor und war voller Tatendrang – auch in Sachen Sexualität. Ich war konstant aufgeladen, immer bereit, immer hungrig nach mehr.
Die Testosteron-Kur dauerte sechs Wochen, und danach fühlte ich mich wie neugeboren. Ich behielt das Gewicht und die Muskelmasse bei und trainierte auch in den folgenden Jahren weiter. In meinen Hochzeiten wog ich stolze 107 kg bei einer Größe von 175 cm. Heute, viele Jahre später, wiege ich immer noch solide 93 kg.
Doch Anfang 2019 kam die dunkle Seite der Geschichte zurück. Meine Stimmungsschwankungen wurden extremer, ich war gereizt, ungeduldig und fand mich oft in Momenten wieder, in denen mir alles und jeder auf die Nerven ging. Die vertraute Anspannung und das emotionale Auf und Ab erinnerten mich an die Zeit vor meiner ersten Testosteron-Kur. Ich dachte an 2008 zurück und beschloss, es noch einmal zu versuchen – allerdings diesmal auf legale und sichere Weise. Der Gedanke, noch einmal nach Polen zu fahren und mir die Spritzen auf dem Schwarzmarkt zu besorgen, schien mir jetzt töricht und gefährlich.
Denn eines muss man wissen: Das Deca-Durabolin und ähnliche Mittel, die man auf den polnischen Märkten günstig erwerben kann, mögen verlockend sein, aber ihre Qualität und Herkunft sind oft fragwürdig. Die Ampullen könnten alles Mögliche enthalten – von Verunreinigungen bis hin zu schädlichen Substanzen, die potenziell tödliche Risiken bergen. Es war mir nun klar: Wer mit seiner Gesundheit spielt, riskiert mehr als nur seinen Ruf. Deswegen lautet mein Rat: Finger weg von Polendreck.
Wenn das Buch an einigen Stellen zu krass oder beleidigend geschrieben ist, möchte ich mich dafür entschuldigen. Es war nie meine Absicht, jemanden zu verletzen oder Anstoß zu erregen. Mein Ziel war es, meine damaligen Erfahrungen so authentisch wie möglich zu schildern – roh, ehrlich und ungefiltert, so wie ich sie in jenem Moment empfunden habe. Dazu gehört auch ein etwas derber Slang, den manche als „Berliner Proleten-Großschnauze“ bezeichnen würden. Diese Ausdrucksweise ist ein Teil meiner Herkunft, sie ist direkt, unverblümt und manchmal auch hart.
Ich habe mich entschieden, diesen Ton beizubehalten, weil ich glaube, dass er am besten transportiert, was ich durchgemacht habe. Die Gefühle, die Wut, die Verletzung – all das lässt sich nicht immer in sanfte Worte kleiden. Es wäre nicht echt. In einem Leben, das oft voller Komplexität und Kontraste ist, spiegelte sich diese direkte Sprache wider, und sie half mir, meine Emotionen zu ordnen und zu verarbeiten.
Wenn also manche Passagen zu unverblümt oder provokant erscheinen, bitte ich um Verständnis. Manchmal ist das Leben nicht nur schwarz und weiß, sondern laut, unbändig und ungeschönt. Es ist mir wichtig, die Wahrheit meiner eigenen Geschichte zu erzählen, so wie ich sie erlebt habe – nicht, um zu schockieren, sondern um ehrlich zu sein. Und manchmal gehört dazu auch ein bisschen mehr Kanten und Ecken.
Isabell – oder warum wir Idioten fremdgehen
Isabell – schon der Name klang wie ein Versprechen auf Abenteuer und Gefahr. Sie war 1,75 Meter groß, eine Frau, die sofort die Blicke auf sich zog, sobald sie einen Raum betrat. Ihre langen, leuchtend roten Haare fielen ihr wie ein Wasserfall über den Rücken, und ihr Körper war eine Leinwand aus Tattoos, jedes mit seiner eigenen Geschichte, jedes ein kleines Kunstwerk. Sie hatte große, wohlgeformte Brüste und eine Figur, die die perfekte Mischung aus Kurven und Fitness war. Doch es war nicht nur ihr Aussehen, das mich in ihren Bann zog. Sie hatte diesen Funken in den Augen, dieses unbändige, wilde Etwas, das jeden Moment mit ihr unvorhersehbar machte. Sie war 45, sah aber locker zehn Jahre jünger aus. Ihre Haut war glatt und straff, ohne eine einzige Falte, und ihr Po – der war einfach unglaublich, als hätte er sein eigenes Kapitel in einem Roman verdient.
Isabell war Programmiererin, genau wie ich im weitesten Sinne in der digitalen Welt tätig war. Wir verstanden uns sofort auf dieser technischen Ebene, die für Außenstehende oft trocken wirkte, aber uns ein besonderes Band gab.
Keine Kinder, erzählte sie mir, obwohl sie immer welche wollte. Doch der richtige Partner, der dieses Abenteuer mit ihr hätte teilen können, war ihr nie über den Weg gelaufen. Als ich ihr von meinen vier erwachsenen Söhnen und meiner großen Familie erzählte, strahlte sie mich an, als hätte ich ihr gerade das spannendste Buch der Welt gezeigt. Es schien, als würde sie sich in dieser Vorstellung verlieren, in einer Welt, die für sie immer nur eine Vision geblieben war.
Ihr Duft war unverkennbar. Ein Hauch von Vanille und etwas Blumiges, das ich nicht benennen konnte – es zog mich sofort in ihren Bann. Ihre Zähne waren strahlend weiß, das Lächeln total natürlich, und ihre Sommersprossen, verstreut über ein makelloses Gesicht. Sie wirkte wie ein Gesamtkunstwerk, erschaffen, um Männer wie mich um den Verstand zu bringen. Und da stand sie, die Frau, die alles in sich vereinte, was ich jemals gewollt hatte.
Offenbar gefiel ich ihr genauso gut. Sie ließ ihren Blick keine Sekunde von mir, spielte mit ihren Haaren und schenkte mir Lächeln. Mein Herz schlug schneller, meine Hände wurden feucht, und ich war wie verzaubert. In meinem Kopf malte ich mir bereits aus, wie es wäre, sie zu küssen, sie zu berühren, sie zu verführen…
Wir ließen die Motorräder stehen und setzten uns in ein kleines Café, das unweit der Straße lag. Ihre Gangart war elegant, fast tänzerisch. Alles an ihr strahlte Anmut und Selbstbewusstsein aus. Die anderen Typen beim Bikertreffen warfen mir neidische Blicke zu, als sie uns zusammen sahen. Ich konnte ihre Gedanken fast hören: „Was für ein Glückspilz!“ Und ich genoss es. Ich genoss jede Sekunde dieser Bewunderung.
Als wir zu reden begannen sprach sie mit einer Intelligenz, die mich in den Bann zog. Keine leeren Worte, kein banales Geplänkel – sie war klug, tiefgründig und hatte etwas zu sagen. Sie erzählte von ihren Reisen, von fernen Ländern und Kulturen, von ihrer Liebe zur Kunst und Fotografie. Ihre Stimme war weich, und der Klang davon schien direkt in mein Herz zu dringen. Ich hätte stundenlang einfach nur zuhören können, wie sie mit leuchtenden Augen von ihren Abenteuern berichtete. Ihre Blicke trafen mich immer wieder, und es war, als würde sich die Welt um uns herum verlangsamen.
Diese Frau war eine gefährliche Mischung aus Intelligenz und Sexappeal. Nicht nur äußerlich ein Hingucker, sondern auch jemand, der mit scharfem Verstand und Witz begeistern konnte. Das machte sie doppelt gefährlich.
Ich habe nie viel für oberflächliche Schönheiten übriggehabt, Frauen, die sich hinter künstlichem Schein versteckten. Aber bei Isabell war das anders. Sie war „vollgetunt“, wie man so schön sagt – Lippen, Haare, Brüste, Tattoos selbst die Nase – und doch wirkte sie in ihrer Art vollkommen natürlich. Ihre kleinen Sommersprossen, die über ihre Nase und Wangen verstreut waren, machten sie einzigartig. Sie verliehen ihr etwas Verspieltes, das ich einfach liebte.
Jede Faser in mir wollte sie in den Arm nehmen, sie küssen, den Moment einfrieren, damit er nie endete. Doch ich erinnerte mich an den Rat meiner Mutter: „Beim ersten Date nur schauen, nicht anfassen.“ Und dieser Rat war Gold wert. Mit dieser Strategie bin ich immer gut gefahren. Frauen schätzten das – es zeigte Anstand, Selbstbeherrschung und Respekt. Und ich wusste, dass genau das der Schlüssel war, um nicht nur flüchtige Momente, sondern echte Verbindungen zu schaffen.
Die Verabredung für ein neues Date schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Als sie sich dann auf ihren „Ofen“ schwang, verfolgte ich jede ihrer Bewegungen mit einem Herzklopfen, das mich fast verrückt machte.
Der Anblick ihres perfekt geformten Hinterns, der sich auf der Sitzbank spannte, ließ mein Herz schneller schlagen. Sie wirkte echt cool auf ihrem schweren Ofen, der eigentlich viel zu hoch für sie war. Sie schaffte es gerade so, mit ihren Fußspitzen den Boden zu berühren.
Sie rollte langsam los, und ich konnte nur hoffen, dass sie sich noch einmal umdrehen würde – ein letzter Blick, ein Zeichen, dass das Date für sie ebenso magisch gewesen war wie für mich.
Und tatsächlich, ein paar Meter weiter hielt sie an, drehte sich zu mir, hob das Helmvisier und schickte mir einen Luftkuss. Ein elektrisierender Moment, der mir durch und durch ging. Ich formte ein Herzzeichen mit meinen Händen, und sie lächelte, bevor sie das Visier wieder zuklappte und davonfuhr. Das Dröhnen ihres Motors wurde leiser, bis es schließlich in der Ferne verklang. Da wusste ich: Es hatte bei ihr genauso gefunkt wie bei mir.
Die Heimfahrt auf meinem eigenen Motorrad fühlte sich an wie eine Mischung aus Triumph und Verwirrung. Ihre Augen, ihr Lachen, die Art, wie sie sprach – alles spielte sich in Dauerschleife in meinem Kopf ab. Doch während das Adrenalin nachließ, setzte die Vernunft ein. Ich beschloss, meine Ehe nicht zu gefährden.
Ich redete mir ein, dass diese Momente mit Isabell ein kleines Geschenk waren, ein Hauch von Abenteuer, der mir gezeigt hatte, dass ich noch lebendig war. „Du hattest diese wundervollen Stunden“, sagte ich mir, „und jetzt reicht es.“
Doch die nächsten Tage zeigten, dass es nicht so einfach war. Sie spukte in meinen Gedanken herum, als wäre sie ein Geist, der sich in meinen Träumen festgesetzt hatte. Mein Handy blinkte immer wieder auf, und ihr Name erschien auf dem Display. Jedes Mal, wenn ich ihre Nachricht las, zog es mich zurück in diesen Moment am Café, in das Funkeln ihrer Augen, in ihr Lachen. „Warum bist du so zurückhaltend?“, schrieb sie. „Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Ich glaube, ich habe mich in dich verknallt. Lass uns bald wiedersehen.“…..weiterlesen…